
Thermografie in der Theorie
und Praxis
(INTERNET: www.irPOD.net / e-MAIL: [email protected] ) © Bernd Schindel 2007
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Wo ist Infrarotthermografie gut einsetzbar?
Infrarotthermografie ist dort am besten einzusetzen, wo die vermessenen Gegenstände überall einen
hohen Emissionskoeffizienten aufweisen. Die Reflexion von Wärmestrahlung, die aus der Umgebung auf
den Gegenstand trifft, fällt dann weniger ins Gewicht. Gut möglich ist deshalb die Aufnahme und
Temperaturbestimmung von fast allen nicht metallischen Stoffen. Metallische Gegenstände können zwar
meist gut geortet und erkannt werden, die Temperaturbestimmung ist hier zwar möglich, aber schon etwas
aufwändiger.
Kann Infrarotthermografie jeder einsetzen?
Im Grund ja, doch es gibt einige Einschränkungen. Manche hochwertige Infrarot IC´s unterliegen z.B. der
US-Exportkontrolle und dürfen dann auch nicht ohne weiteres an Privatpersonen weitergegeben und
verliehen werden. Die gewerblichen Anwender und öffentliche Institutionen sind deshalb meist die User
und verfügen über die notwendige Technologie. Im Weiteren ist die Anschaffung einer eigenen
hochwertigen Thermografie-Messtechnik sehr kostenintensiv und sie veraltet auch sehr schnell,
sinnvollerweise wird deshalb oft auf Thermografiedienstleister zurück gegriffen. Diese haben in der Regel
neue "Hi-End" Messtechnik und verstehen diese auch einzusetzen. Man sollte auf die Ausbildung und
Qualifikation des Anbieters achten, damit die bezahlte Dienstleistung auch entsprechend durchgeführt wird.
Was unterscheidet Wärmebildkameras von einer Thermografiekamera?
Beides sind Bezeichnungen für ein Gerät, welches in der Lage ist, die Intensitätsverteilung von
Infrarotstrahlung in einer Szenerie zu erfassen und als sichtbares Bild darzustellen. Während allerdings die
Aufgabe des Wärmebildgerätes (manchmal auch als "Imager" oder "(passives) Nachtsichtgerät"
bezeichnet) darin besteht, die Erkennbarkeit von Personen oder Objekten bei Dunkelheit oder schlechten
Sichtbedingungen zu verbessern, geht die Aufgabe einer Thermografiekamera einen Schritt weiter. Durch
ihre Kalibrierung ist sie darüber hinaus in der Lage, aus der Intensität der detektierten Infrarotstrahlung auf
die Oberflächentemperatur der Objekte zu schließen.
Wie groß ist die Tiefenwirkung der Infrarot-Temperaturmessung?
Bei den allermeisten Materialien ist sie praktisch Null, d. h. die Messung erfolgt direkt an der
Objektoberfläche. Es gibt nur sehr wenige (teil-) durchlässige Materialien wie z. B. Oxide oder Silikate, bei
denen sich der Messwert dann aus verschieden tief liegenden Schichten des Objektes zusammensetzt.
Kann man mit einer Thermografiekamera durch Glasscheiben hindurch messen?
In der Regel nicht, weil Glas zwar für sichtbares Licht ebenso wie das nahe Infrarot durchlässig ist, nicht
aber oberhalb von ca. 4µm Wellenlänge. Für diesen Spektralbereich werden spezielle infrarotdurchlässige
Fenstermaterialien benötigt.
Bis hinab zu welcher Temperatur-Untergrenze kann man Infrarot-Thermografie betreiben?
Das hängt in erster Linie von der Leistungsfähigkeit der verwendeten Thermografiekamera ab. Moderne
Thermografiekameras erlauben berührungslose Temperaturmessungen bis hinab zu (-20 ... -50) °C.
Darunter fällt allerdings die Intensität der von den Objekten ausgesandten Infrarotstrahlung und damit das
Signal-Rausch-Verhältnis so stark ab, dass selbst erhebliche Erhöhungen der Geräteempfindlichkeit nur
noch zu geringen Absenkungen der unteren Messbereichsgrenze führen würden.
Warum beeinflusst eine Infrarot-Fernbedienung das Messergebnis einer Thermografiemessung
normalerweise nicht, während der Reflex einer Hand dazu sehr wohl in der Lage sein kann?
Das ist eine Frage der Wellenlänge. Infrarot-Fernbedienungen und Infrarotdatenübertragungs- strecken
nutzen Wellenlängen im nahen Infrarot (z. B. 0,85 µm bzw. 1,55 µm), während Thermografiekameras im
sogenannten "Thermischen Infrarot", also neben dem seltener benutzten Bereich (3 ... 5) µm üblicherweise
bei (8 ... 14) µm arbeiten - genau dort, wo auch die Körper bei Raumtemperatur ihre maximale
Ausstrahlung haben.
Ist es mit Infrarot-Thermografie möglich, Gastemperaturen zu messen?
Nur unter bestimmten Umständen, denn viele häufig vorkommende Gase (wie mehrheitlich auch die
Bestandteile der Erdatmosphäre) sind im Infrarotbereich weitgehend durchsichtig. Verschiedene Gase wie
z. B. Kohlen- bzw. Stickoxide emittieren jedoch auch selbst Infrarotstrahlung, allerdings nur in sehr
schmalen spektralen Bereichen, so genannten "Banden". Durch dazu passende Spektralfilter in der
Thermografiekamera kann man sich darauf einstellen, muss aber beachten, dass dadurch eine
Mindesttemperatur von typischerweise einigen hundert Grad Celsius sowie eine Mindestdicke der zu
messenden Gasschicht benötigt wird.
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